Mi, 11.01.2017, 20:00 Uhr
Werkstattkonzert No. 4 [Harard Blüchel]
Nach Stationen beim 1. Brandenburger Kunstsalon in Himmelpfort/Havel, dem Roten Salon der Volksbühne und dem Lichtburg Forum in Berlin hat sich der Musiker und Komponist, der am Konservatorium in Nürnberg sowie der UdK Berlin eine klassische Ausbildung durchlief, die MS Stubnitz für sein nächstes Werkstattkonzert ausgesucht. „Es reizt mich sehr, hier zu spielen und zu erleben, ob und wie das hiesige, eher auf radikale künstlerische Positionen abonnierte Publikum auf meine neuen Kompositionen reagieren wird“, so Harald Blüchel. „Warum Werkstattkonzerte? Um zu experimentieren, mich an verschiedenen Orten verschiedenen Erwartungssituationen auszusetzen, an Erfahrung zu gewinnen, das Erlebte aufzuarbeiten, kurzum: das Repertoire und mich selbst als Performer in der Vortragssituation Stück für Stück sowohl variabler als auch robuster zu machen.“ Mit seinen „Werkstattkonzerten“ kehrt Harald Blüchel auf die Bühne zurück. Nach 12 Jahren Zurückgezogenheit, Neuorientierung und intensiver kompositorischer Tätigkeit für renommierte Theaterproduktionen (u.a. Schauspielhaus Hamburg, Theater Neumarkt in Zürich) stellt er sein neues Solo-Programm als ausführender Künstler vor. Rein akustisch, ohne Elektronik und Effektgeräte, baut er sein Klangkontinuum am Flügel auf. Alle Erfahrungen mit Sequenzen und Loops, die er in den Jahren 1991–1999 unter dem Künstlernamen Cosmic Baby gesammelt hat und die ihn in der Technoszene weltweit zu einem seiner berühmtesten Protagonisten machten, fließen ein, lassen aber eine andere musikalische Formsprache und Stimmung entstehen. Intensiv hat sich der Musiker und Komponist, der am Konservatorium in Nürnberg sowie der UdK Berlin eine klassische Ausbildung durchlief, mit der Suche nach passenden Spielstätten für die Werkstattkonzerte auseinandergesetzt. Nach Stationen beim Brandenburger Kunstsalon in Himmelpfort/Havel, dem Roten Salon der Volksbühne und dem Lichtburg Forum in Berlin hat er sich nun einen Ort ausgesucht, der für ungewohnte kulturelle Impulse steht. „Die MS Stubnitz erreicht ein Publikum, das offen ist, aufmerksam und wagemutig. Zum ersten Mal verlasse ich – nicht nur im übertragenen Sinne – das feste Land unter meinen Füßen und taste mich auf ungewohntem Terrain vor“, so Harald Blüchel. „Genau aus diesem Grund habe ich die Form der Werkstattkonzerte gewählt: um zu experimentieren, an Erfahrung zu gewinnen, das Erlebte aufzuarbeiten, kurzum: das Repertoire in der Vortragssituation Stück für Stück zu stabilisieren.“ Seinen Stil beschreibt er als „Romantischen Minimalismus“. Vorbilder wie Philip Glass, John Adams und Arvo Pärt sind unüberhörbar. Dennoch hat Harald Blüchel einen Ansatz gefunden, seine Gedanken über Identität, Bewusstsein, Konzentration und Kontemplation in eine Form zu bringen, die sich auch einem Publikum unmittelbar mitteilt, das mit Popkultur und elektronischer Musik aufgewachsen ist. Er geht diesen Weg konsequent seit seinem bewussten Ausstieg aus den vorgegebenen Karrieremustern. „Ich ziehe die vertikale, in die Tiefe gehende Wahrnehmung einer auf Effizienz, Schnelligkeit, Zerstreuung und Scheinvielfalt abgestellten horizontalen Weltsicht vor“, sagt er. „Das Weltgeschehen verfolge ich eher aus der Distanz. Das hat nichts mit Weltabgewandtheit zu tun, gibt mir aber bessere Entscheidungs-möglichkeiten an die Hand, welche Dinge für mein Leben Sinn machen – und welche nicht. Ich liebe die Natur, ihren Rhythmus und ihre überbordende Lebendigkeit. Erst mein Umzug von Berlin in ein wunder-schönes Haus auf dem Land hat es mir ermöglicht, aus der Zurückgezogenheit heraus wieder Lust auf öffentliche Auftritte zu bekommen.“ Die zwölf Eigenkompositionen, die der Künstler auf der MS Stubnitz spielt, werden von ihm anmoderiert. Das klassische Klavierkonzert behält seine musikalische Intensität, wird jedoch in einen kommunikativen Rahmen überführt. Das analoge Moment findet sich auch in der Raumgestaltung wieder: Bei seinem Auftritt versucht Harald Blüchel, fast vollständig auf künstliches Licht zu verzichten. Der Konzertraum soll in warmes Kerzenlicht getaucht sein.