Fr, 28.04.2017, 21:00 Uhr
Jimi Tenor und Linear John
Zweimal Finnland im Westwerk. Da ist Jimi Tenor, der vom Wahnsinn abonniert wurde. Sein Jazz, sein Pop, seine Elektronik, seine Improvisation – es schwirren die Ohren – bedeuten Freiheit und Vision: In der Zeit, in der Europa nach innen starrt, ist Jimi Tenor einer der großen europäischen Außenseiterstars. Wer Sun sagt muss auch Ra sagen: Seit Jahrzehnten schon findet er wie sein Hamburger Geistesbruder Felix Kubin Argumente für Musik, die wir nicht kannten. Eben noch im Warp, jetzt schon in der Bigband; eben noch zwischen den Tenors of Kalma, jetzt solo im Westwerk. Mit dem Set vom Januar-Konzert aus dem Londoner Cafe Oto. Jimi schrieb uns die Setlist: Year of the Apocalypse, Take Me Baby, Universal Love, Open Up Your Chakra, Can’t Stay With You Baby »… and some new unreleased stuff as well.« Nicht zu stoppen, Westwerk-Style. Und da ist am selben Abend, neu zu entdecken, einnehmend und extrem wirkungsvoll: Linear John aus Helsinki. Sein Debut-Album »Hits with a Twist« klingt, als hätte der Autor Thomas Pynchon sich ausgedacht, die frühen Tage der Beatles nicht in Hamburg stattfinden zu lassen, sondern im Kalifornien der 60er, und als wären sie dort nicht auf Speed gewesen, sondern auf schöner leichter Brise, auf Pop und Jazz, auf einer Vorahnung von Retro und auf dem Ding, von dem damals eigentlich noch niemand wissen konnte, wie kostbar es später sein würde: die Vergangenheit. Linear John ist da megarelaxed: Wir fühlen Seelenverwandschaft zu Lana Del Rays sonnenuntergangsfarbenem Lässigkeitswahnsinn. Die Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika hat es immer noch drauf. Doch.