Fr, 27.11.2009, 20:00 Uhr
Hamburger Klangwerktage / VOID - Nikolaus Brass zum 60. Geburtstag
Abschlusskonzert VOID I für Piano Solo von Nikolaus Brass Impromptu Nr. 4 Opus 90 von Franz Schubert Florian Hoelscher Klavier Fremde Szenen von Wolfgang Rihm Boulanger Trio VOID II von Nikolaus Brass Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Roland Kluttig Florian Hoelscher Klavier, Sascha Armbruster Saxophon, Pascal Pons Schlagzeug VOID I für Klaviersolo von Nikolaus Brass: Von dem Moment des „Fehlens von etwas einst Gewesenem“ ließ sich Nikolaus Brass anregen zur Komposition seines Stückes VOID I für Klaviersolo.Brass: „Dieses Stück ist meine ‚Resonanz‘ auf Libeskinds Bau in Berlin. Und es ist meine Suche nach dem Anwesend machen des Abwesenden. Geschichte als der Riesen-Raum um uns, unter uns, bevölkert mit allen Vergessenen, Vernichteten, ein unsichtbarer Raum um unser von uns flüchtig bevölkertes Jetzt, der Raum des Gewesenen, den ich klingend evoziere. Es ist der Raum der Gottverlassenheit, der Raum der Geschichte.“ VOID II von Nikolaus Brass Resonanzen im Stummen und stumm Machenden nachspürend und wissend, dass es etwas wie eine Fülle der Leere gibt, hat Brass sein Klaviersolo 2001 erweitert zu VOID II.Brass: „Wenn das Klavierstück der „individuelle Resonanzraum“ des Geschehens ist, der hinter VOID steht (die Geschichte der Vernichtung), dann ist VOID II der „kollektive Resonanzraum“. “ FREMDE SZENEN von Wolfgang Rihm Die drei „Fremden Szenen“ entstanden in den Jahren 1983-1985 in Paris: In seiner zweiten Schaffensphase gab Rihm den narrativ-wuchernden Stil seiner 1970er Jahre auf und bediente sich einer eher lakonisch-knappen Tonsprache. Zum sprachlichen Verständnis des Werktitels gibt Rihm selbst Auskunft und schreibt, Fremd sei „von zwei Seiten bestimmbar. Fremd für den, der es betrachtet, der es hört. Fremd für den, der sich darin befindet. Fremd tritt plötzlich der Voyeur heran und bemerkt eine Szene, die ihm wiederum fremd ist.“Die Besetzung des Klaviertrios setzt Rihm selbst ausdrücklich in Bezug zu den Klaviertrios Robert Schumanns, wenngleich auf „das Porträt eines bereits erodierten Schumann, eines Schumann, an dem schon Spuren des Verfalls bemerkbar sind... natürlich eines musikalischen Schumann, nicht eines Körpers. Dieses Stück ist durchaus auch Musik über Musik.“In seinen Überlegungen zur Besetzung erläutert Rihm zudem, er wähle das Klaviertrio „natürlich heute nicht als ein Mobiliar, in dem ich mich bewege, wie in anderen Räumen, sondern bewusst als ein erkennbar altes Mobiliar, das herein geschoben wird aus einer Zeit, in der es mal benutzt ward... Wenn ich heute für Klaviertrio schreibe, weiß ich sehr genau, dass das Klaviertrio ein anachronistischer Besetzungssessel ist. Deswegen finde ich das gar nicht schlecht, dass hier allein die Bühne sich schon so möbliert gibt. Dass die Dinge aufeinander prallen, Sitze in Stilformen, denen sie als Konstruktionen nicht mehr angehören; die Lampen in anderen Stilformen, die Notenständer, auch der einsame Notenständer hier in der Ecke ...“