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SZENE HAMURG, Marshmellow und Megafon

SZENE HAMURG, Marshmellow und Megafon

SZENE HAMURG, Mai 2011, Seite 91 Marshmellow und Megafon Zum sechsten Mal bricht das Festival blurred edges Grenzen auf. Doch während es international gefeiert wird, schweigt der Senat zur Förderung 2012. Wir sprachen mit Michael Maierhof vom Verband für aktuelle Musik Hamburg. SZENE HAMURG: blurred edges ist eines der größten und bedeutendsten Festivals für zeitgenössische Musik... Michael Maierhof: ...und bei einem Budget von 22.000 Euro auch das mit Abstand billigste. Dabei finden ganze 45 Veranstaltungen statt, mehrere Ausstellungen und Aktionen wie ein Megafon-Konzert, das einmal quer durch die Stadt führt. Für außergewöhnliche Performances ist das Festival bekannt. Ich erinnere mich an das großartige Konzert von Taku Unami aus Tokio, der mit leeren Pappkartons und Halogenspots eine ganz eigene Weit schuf. Ja, das war wirkIich beeindruckend. Dass es so viele interessante Veranstaltungen gibt, liegt daran, dass das Festival nicht von einer Person kuratiert wird, sondern jede Szene der Stadt die für sie interessantesten Musiker nach Hamburg holt und das aus der ganzen Welt und frei davon, was gerade auf dem Mark der aktuellen Musik gehypt wird. Weil sie die Festivalidee unterstützen wollen und man sich kennt, treten die Musiker zudem für wirkIich kIeine Gagen hier auf, wie zum Beispiel das Nader Ensemble aus Antwerpen, das an zwei Abenden im Westwerk spielt. Alles Leute, die man sonst in Hamburg nicht sehen kann. Wer wird sonst noch zu hören sein? Die New Yorker Fluxus-Legende Phil Corner wird ein Konzert geben, ebenso wird Stockhausens legendäres Vokalstück "Stimmung" gespielt, das in Hamburg bisher nur wenige Male zu hören war. Die französische Elektronik-Szene um Pascal Battus und Jean-Luc Guionnet ist vertreten, der Istanbuler Impro-Musiker Umut Caglar ist dabei und auch die Performance-künstler vom Sonic Toy Lab, die einen Auftritt als romantische Troubadore planen. Dazu werden Videoinstallationen von Jennifer Walshe gezeigt, die mit Q-Tips auf Marshmellows "the softest music of the world" trommelt, eine Taschenlampen-Performance von Uwe Rasch wird zu sehen sein und Super-8-Filme von Daniel kötter, der mit den Schaukeln auf einem kinderspielplatz die Sägezahnschwingung erforscht. Die Liste der Veranstaltungsorte ist enorm. Ja, es sind 27 und zwar aus den unterschiedlichsten Szenen. Das linke Centro Sociale ist ebenso dabei wie die etablierte Opera Stabile der Staatsoper, die Kunsthalle, der Golden Pudel Club, das Gängeviertel und die Hauptkirche St. Jacobi, die hörbar und die Schute der Galerie für Landschaftskunst. Das Festival hat die Hamburger Musikszenen wirklich zusammengebracht. Während der Deutschlandfunk jubelt, dass Hamburg mit blurred edges zum internationalen Brennpunkt aktueller Musik werden kann, könnte es das Festival 2012 gar nicht mehr geben ... Ja, trotz mehrmaligen Nachfragens hat die Kulturbehörde noch keine Zusage für die Förderung 2012 abgegeben. Und dabei geht es um die lächerliche Summe von 22.000 Euro, quasi die Portokasse anderer Festivals. Aber vielleicht kann man die Aussagen des neuen Hamburger Senats ja ernst nehmen, denn schließlich hat Olaf Scholz, kaum im Amt, die Förderung der experirnentellen Szene versprochen. Interview: Sabine Danek

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