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Hamburger Abendblatt - Pfeifen, zirpen, blubbern

Blurred Edges Ein Pfeifen. Ein hohes, schrilles. Es bewegt sich im Raum. Dann ein einzelner Klavierakkord. Und langgezogene Töne vom Cello, die zwischen Stille und Geräusch entlangbalancieren. Später werden die Musiker mit Transistorradios umherlaufen und aus Zeitungen lesen: So sieht's aus, wenn die Gruppe Serve Music Ausschnitte aus Cardews "Treatise" spielt. Ein Standardwerk der graphisch notierten Musik aus den 60er Jahren: Statt Noten stehen hier Striche, Bögen, Haken und andere abstrakte Zeichen in der Partitur - die Verantwortung dafür, wie man sie klanglich umsetzt, liegt bei den Interpreten. Damit werden die Grenzen zwischen komponierter und improvisierter Musik überschritten. Und das soll auch so sein - beim Auftakt des Festivals "Blurred Edges" ("verwischte Ränder"), in der Christianskirche in Altona. Nach der Pause "spielt" Avantgarde-Veteran Keith Rowe ein Solo. Das heißt, er sitzt vor einem Notebook, läßt ein wildes Soundgemisch aus den Boxen blubbern, vom zarten Zirpen bis zum Bonsai-Preßlufthammerklopfen. Solche Musik wird nie Massen anlocken. Aber das will sie auch nicht. Insgesamt ein spannender Auftakt.(Stä) Hamburger Abendblatt, 21. April 2006

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